Jeffrey D. Sachs

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Herr Professor Sachs, verbreiten Sie russische Propaganda?

Star-Ökonom Prof. Jeffrey Sachs macht sich seit der Ukraine-Invasion für Friedensgespräche stark und attackiert das Vorgehen des Westens. Das brachte ihm selbst wiederum scharfe Kritik ein. Er verbreite russische Propaganda, heißt es. Am Rande seines Wien-Besuchs hat der eXXpress Sachs mit den Vorwürfen konfrontiert.

Stefan Beig

14. Juni 2023 17:41

Der amerikanische Top-Ökonom Prof. Sachs erntet für seine Positionen im Ukraine-Krieg teils heftige Vorwürfe. Er verbreite russische Propaganda und verlange von Kiew, sich Moskau auszuliefern, behaupten seine Kritiker. Darüber hinaus betreibe er einseitige Schuldzuweisung, und mache Washington und die NATO zum alleinigen Sündenbock.

Der eXXpress hat Jeffrey Sachs am Rande seines Wien-Besuchs mit den Einwänden konfrontiert. Der prominente Wirtschaftswissenschaftler verteidigt im Interview seinen Standpunkt (auch unter Verweis auf verschiedene Quellen). Ebenso hat der eXXpress mit ihm über Chancen auf ein Kriegsende gesprochen. Zu diesem Thema hielt Prof. Sachs am Montag auch einen Vortrag in Wien auf Einladung von „International – Die Zeitschrift für internationale Politik“.

Professor Jeffrey David Sachs, Jahrgang 1954, ist ein weltweit berühmter US-Ökonom und Bestsellerautor. Von 2002 bis 2006 war er Sonderberater für die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Er ist Direktor des Zentrums für nachhaltige Entwicklung an der Columbia University in New York.

„Mein Engagement in Russland und der Ukraine reicht 34 Jahre zurück“

Was hat Sie dazu veranlasst, sich zur Invasion in der Ukraine zu äußern? Seit wann interessieren Sie sich für den Krieg?

Als Weltbürger, Vater, Großvater und Mensch, der zutiefst besorgt ist über den Tod und das Leid in der Ukraine und die Bedrohungen für die ganze Welt, setze ich mich sehr für ein schnelles Ende dieses zerstörerischen, unnötigen und sehr gefährlichen Krieges ein.

Mein aktives berufliches Engagement in Russland und der Ukraine reicht 34 Jahre zurück. Ich war Wirtschaftsberater des sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow, des russischen Präsidenten Boris Jelzin und des ukrainischen Präsidenten Leonid Kutschma und setze mich seit dieser Zeit für den Frieden zwischen Russland, Europa und den USA ein. Außerdem war ich Berater von drei UN-Generalsekretären für eine nachhaltige Entwicklung auf der Grundlage von globalem Frieden und Zusammenarbeit. Seit langem warne ich vor den grassierenden Gefahren der US-Außenpolitik und habe 2019 ein Buch mit dem Titel „A New Foreign Policy: Beyond American Exceptionalism“ geschrieben, in dem die großen Gefahren des anhaltenden Hegemoniestrebens der USA detailliert erläutert werden.

„Für die Ukraine wäre Neutralität viel sicherer gewesen“

Sie sehen eine Hauptursache für den Krieg in der NATO-Osterweiterung und in den Bemühungen, die Ukraine in die NATO aufzunehmen. Ihre Kritiker sagen: Sie ignorieren das aggressive Verhalten Russlands gegenüber seinen Nachbarstaaten und Republiken in Geschichte und Gegenwart (siehe Tschetschenien und Georgien). Ist es nicht verständlich, dass sich ehemalige Ostblockstaaten in der NATO besser vor Russland geschützt fühlen?

Manchmal ist Neutralität der sicherste Weg für ein Land, das zwischen Großmächten steckt. Österreich hat das von 1955 bis heute bewiesen. Für die Ukraine wäre es viel sicherer gewesen, ein neutrales Land zu bleiben, als ein Schlachtfeld zwischen zwei nuklearen Großmächten zu werden. Ebenso würde ich Mexiko dringend empfehlen, kein Militärbündnis mit China einzugehen, auch wenn es sich dazu berufen fühlt, denn Mexiko wäre ohne ein solches Bündnis, das es gegen die Vereinigten Staaten ausspielt, sicherer, viel sicherer.

„Russland und die Ukraine waren sich im März 2022 fast einig“

Russlands imperialistische Ziele werden auch im staatlichen Fernsehen offen ausgesprochen. Putin-Freund Wladimir Solowjow zum Beispiel bezeichnete dort die Russen als auserwähltes Volk und spricht von der Zerstörung Kiews und Europas. Warum sind Sie 2022 dennoch zweimal in seiner Sendung aufgetreten?

Ich bin unter anderem im amerikanischen, russischen, europäischen, indischen, chinesischen und brasilianischen Fernsehen aufgetreten und habe immer wieder zu Verhandlungen zwecks Beendigung des Krieges aufgerufen. Ich glaube, dass der Krieg unter Bedingungen beendet werden kann, wie sie im März 2022 zwischen Russland und der Ukraine fast unterzeichnet wurden (der eXXpress berichtete): ein Ende der Kämpfe, ein russischer Truppenabzug, keine NATO-Erweiterung und eine politische Lösung für die Krim und den Donbas. Leider waren die USA gegen diese Vereinbarung, und die Ukraine brach die Verhandlungen ab.

„Die wichtigsten US-Diplomaten waren sich einig: Die NATO-Erweiterung war fahrlässig“

Mit der NATO-Osterweiterung sei ein Versprechen gegenüber Michail Gorbatschow gebrochen worden, kritisieren Sie. Washington und Berlin hätten zugesagt, die NATO „keinen Zentimeter nach Osten“ zu verlegen. Völkerrechtlich ist dieses Versprechen aber irrelevant. Es ist nicht Bestandteil eines Vertrages. Damit geht diese häufige Kritik doch ins Leere?

Die Leser können die Dokumente selbst lesen, hier und hier. Die USA und Deutschland haben klare und wiederholte Versprechen gebrochen. Die Archivare der Staatssicherheit fassen zusammen: „Gorbatschow ging mit der Gewissheit an das Ende der Sowjetunion, dass der Westen seine Sicherheit nicht bedroht und die NATO nicht ausbaut.“

Darüber hinaus waren sich die wichtigsten US-Diplomaten einig, dass die NATO-Erweiterung fahrlässig war. Die Leser sollten sich ansehen, was die Diplomaten George Kennan, William Burns, Jack Matlock, Henry Kissinger und William Perrygesagt haben. Sie alle haben davor gewarnt, dass die NATO-Erweiterung gefährlich und rücksichtslos sei. Leider hat der militärisch-industrielle Komplex der USA die Lobbyarbeit für die NATO-Erweiterung angeführt (insbesondere Lockheed Martin, Northrop Grumman, Textron Inc., Raytheon, Boeing und McDonnell Douglas), und die Politiker haben sich wie üblich auf die Seite der Rüstungslobbyisten geschlagen und nicht auf die wahren nationalen (und weltweiten) Interessen der USA.

„Während meiner gesamten Lebens hat der militärisch-industrielle US-Komplex nutzlose, grausame Kriege geführt“

Umgekehrt war es Russland selbst, das Verträge gebrochen. Mit der Annexion der Krim zum Beispiel hat es das Budapester Memorandum und den russisch-ukrainischen Freundschaftsvertrag verletzt. Warum reden Sie immer von den Fehlern des Westens?

Im Juli 1990 erklärte die Rada (ukrainisches Parlament) ihre staatliche Souveränität und bekundete „ihre Absicht, ein dauerhaft neutraler Staat zu werden, der sich nicht an Militärblöcken beteiligt”. Im selben Jahr versprachen die USA, die NATO werde sich „keinen Zentimeter nach Osten bewegen“. Russland unterzeichnete die Budapester Erklärung von 1993 im Jahr 1993. Die USA brachen in den 1990er Jahren das Versprechen, die NATO nicht zu erweitern. Die Ukraine brach Anfang der 2000er Jahre das Versprechen, ein dauerhaft neutraler Staat zu werden. Im Jahr 2008 verpflichtete sich die NATO zur Erweiterung um die Ukraine und Georgien. Im Jahr 2014 wurde Janukowitsch mit Unterstützung der USA gewaltsam gestürzt. Es folgte die Annexion der Krim.

Was die Außenpolitik der USA im Allgemeinen betrifft, so möchte ich auf die Lehre Jesu verweisen, der sagte: „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“ (Matthäus 7, 3-5). Um es einfach auszudrücken: Als Amerikaner weise ich auf die groben Fehler Amerikas hin. Sie sind in der Tat sehr schwerwiegend. Während meiner gesamten Lebenszeit hat der militärisch-industrielle Komplex der USA eine grobe Arroganz der Macht an den Tag gelegt und nutzlose, grausame und unnötige Kriege in Vietnam, Laos, Kambodscha, Nicaragua, Haiti, Iran, Irak, Syrien, Libyen, Serbien, Jemen und jetzt in der Ukraine geführt. Die USA haben seit 1945 weit mehr Kriege geführt als jedes andere Land der Welt. Die USA geben mehr für das Militär aus als die nächsten 10 Länder zusammen, und dreimal mehr als China. Es ist an der Zeit, dass die USA aufhören, den Hegemon der Welt spielen zu wollen.

„Der Krieg wurde durch mehrere Ereignisse ausgelöst“

Konflikte zwischen Kiew und Moskau gab es schon vor dem ersten Antrag der Ukraine auf NATO-Mitgliedschaft im Jahr 2008. Zum Beispiel baute Russland 2003 einen Damm zur Insel Kertsch. Kiew war dagegen, weil es darin einen unrechtmäßigen Versuch Moskaus sah, sich die Insel anzueignen. Was haben solche Konflikte mit der NATO zu tun?

Das von Ihnen erwähnte Ereignis hatte nichts mit dem Krieg zu tun. Es ist für die vorliegende Problematik irrelevant. Der Krieg wurde durch wichtige Ereignisse ausgelöst: das Drängen der USA auf eine NATO-Erweiterung um die Ukraine, der gewaltsame Sturz von Präsident Janukowitsch, die Nichteinhaltung des Minsk-II-Abkommens durch die Ukraine, obwohl es vom UN-Sicherheitsrat unterstützt wurde, die Aufrüstung der Ukraine durch die USA und das Versagen der Biden-Administration bei der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Russland, nachdem Russland am 17. Dezember 2021 den Entwurf eines Sicherheitsabkommens zwischen den USA und Russland vorgelegt hatte.

„Die Ukraine hatte eine viel bessere Option“

In Ihrem Artikel „Der Krieg in der Ukraine wurde provoziert – und warum das für den Frieden wichtig ist“ zitieren Sie Selenskijs ehemaligen Berater Oleksii Arestovych, der 2019 in einem Interview erklärte, „dass unser Preis für den NATO-Beitritt ein großer Krieg mit Russland ist“. Allerdings ergänzte Arestowytsch: „Und wenn wir der NATO nicht beitreten, wird es in 10 oder 12 Jahren eine russische Übernahme geben.“ Somit sah auch Arestowitsch in Russland den Aggressor, nicht in der NATO. 

Er wusste, dass ein NATO-Beitritt zum Krieg führen würde, aber er verstand überhaupt nicht, dass die Ukraine eine viel bessere Option hatte: Frieden durch Neutralität.

Was hat die Besetzung der Krim durch Russland im Jahr 2014 mit der NATO zu tun? Nach 2008 waren Kiews Bemühungen um einen NATO-Beitritt zum Erliegen gekommen: Es gab keinen Fahrplan, und 2010 beendete Präsident Viktor Janukowitsch das Engagement für eine NATO-Mitgliedschaft.

Ihr Timing ist völlig falsch. Russland besetzte die Krim nach dem gewaltsamen Sturz von Janukowitsch und als Reaktion darauf. Ohne Janukowitschs Sturz hätte Russland die Krim nicht besetzt. 2010, im ersten Jahr von Janukowitschs Amtszeit, haben die Ukraine und Russland erfolgreich einen langfristigen Pachtvertrag für Russland auf der Krim bis 2042 ausgehandelt und unterzeichnet.

„Janukowitsch wurde durch einen Staatsstreich gestürzt, nicht durch eine friedliche Demonstration“

Sie behaupten, die USA hätten im Februar 2014 ein russophobes Regime in Kiew installiert und zuvor den pro-russischen Präsidenten Janukowitsch gestürzt. Der Grund für den Regimewechsel waren doch eher die Proteste der Bevölkerung. Zunächst gingen vor allem Studenten auf die Straße, weil Janukowitsch das EU-Assoziierungsabkommen nicht unterzeichnet hatte. Massiver wurden die Proteste, als Polizisten die Demonstranten verprügelten, sie eskalierten, als Polizisten Demonstranten erschossen. Was hat das mit Washington zu tun?

Ihre Fakten sind falsch, daher macht diese Frage so keinen Sinn. Der Maidan geriet mit der Ankunft der Allukrainischen Vereinigung „Swoboda“ und der Organisation Rechten Sektors („Prawyj Sektor“), zwei rechtsextremen paramilitärischen Gruppierungen, in ein tödlich gewalttätiges Fahrwasser. Das sollte jeder verstehen. Janukowitsch wurde durch einen gewaltsamen Staatsstreich gestürzt, nicht durch eine friedliche Demonstration. Außerdem starben trotz gegenteiliger US-Propaganda die meisten der auf den Straßen getöteten Menschen durch Schüsse aus Gebäuden, die von den Maidan-Demonstranten kontrolliert wurden, wie zum Beispiel die akribische wissenschaftliche Arbeit des Professors Ivan Katchanovski von der Universität Ottawa zeigt.

Als vermeintlichen Beweis für Washingtons Urheberschaft führen Sie das aufgezeichnete Gespräch zwischen dem damaligen US-Botschafter in Kiew Geoffrey Pyatt und der hochrangigen Beamtin des US-Außenministeriums Victoria Nuland an. Darin sei es um eine Nachfolgeregierung für Janukowitsch gegangen, sagen Sie, Wochen bevor er gestürzt wurde. Gegenstimmen zufolge ging es bei dem Gespräch um die mögliche Zusammensetzung einer Regierung als Teil einer Vereinbarung mit Janukowitsch, nicht als Folge seines Sturzes. Man suchte einen Kompromiss zwischen Regierung und Opposition.

Ihre Frage ist absolut lächerlich. Victoria Nuland wählte die nächste Regierung der Ukraine aus, obwohl die bisherige Regierung rechtmäßig gewählt und verfassungsgemäß im Amt war und nicht die Absicht hatte, das Land zu verlassen. Dies war eine Operation zum Regimewechsel. In der US-Außenpolitik hat es Dutzende solcher Operationen gegeben. Zu den jüngsten Operationen gehören der gewaltsame Sturz von Saddam Hussein im Irak (2003) und von Moammar Qaddafi in Libyen (2011) sowie die gescheiterten Versuche der USA, Bashar al-Assad in Syrien (2011 bis heute) und Nicolas Maduro in Venezuela zu stürzen.

„Die USA schützen die Ukraine nicht, sie ruinieren sie“

Zur Gegenwart: Was ist falsch daran, die Ukraine mit Waffen und Know-how zu versorgen? Kiew hat jedes Recht, sich gegen die völkerrechtswidrige Invasion Russlands zu verteidigen.

Die Ukraine hat jedes Recht, ihre Sicherheit zu gewährleisten, aber das Vorgehen der USA führt leider zu ihrer Zerstörung, nicht zu ihrer Sicherheit. Die USA schützen die Ukraine nicht, sie ruinieren sie. Das sollte offensichtlich sein. Es war vorhersehbar, und einige von uns haben es vorausgesehen.

Russische Oppositionelle bezweifeln, dass Putins Vorgehen funktioniert. „Die Zeit ist nicht auf Putins Seite. Seine Ressourcen werden zunehmend erschöpft“, sagt der russische Exilpolitiker Wladimir Milow. Deshalb sollte der Westen nicht aus Angst vor einem langwierigen Krieg Friedensgespräche aufnehmen. „Fallen Sie nicht darauf herein“, warnte er.

Ja, ja, immerwährender Krieg. Das ist der Weg der USA. Er hat in Vietnam, Kambodscha, Laos, Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien, Jemen und vielen anderen Ländern nicht gut funktioniert.

Sie haben kürzlich vor vielen „destabilisierenden Aspekten“ dieses Krieges für Europa gewarnt. An welche Aspekte haben Sie dabei gedacht?

Der Krieg hat Europa in eine wirtschaftliche Rezession gestürzt, Europas globaler Diplomatie geschadet und die europäische Diplomatie ausgehöhlt, indem er Europa zu einem „Vasallen“ der USA gemacht hat, um es mit den Worten von Präsident Macron zu sagen. Europas Ansatz hilft der Ukraine kein bisschen, denn der europäische (US-amerikanische) Ansatz ist ein kriegerischer und kein diplomatischer.

„Europas Außenpolitik sollte den Frieden in Europa bewahren“

Sie meinten, dass es eine größere Koalition von Ländern geben muss, „die versteht, dass wir wirklich eine europäische Politik brauchen und keine US-Politik“. Warum ist das so wichtig? Welche Länder könnten Teil dieser Koalition sein?

Die Koalition sollte zunächst einmal die 27 Mitglieder der EU umfassen. Europas außenpolitisches Ziel sollte es nicht sein, die US-Hegemonie zu unterstützen, US-Kriege zu finanzieren oder einen US-Krieg in Asien zu führen. Europas Außenpolitik sollte darauf ausgerichtet sein, den Frieden in Europa zu bewahren, eine nachhaltige Entwicklung zu fördern und eine multipolare Welt im Rahmen der UN-Charta zu gewährleisten. Die OSZE wäre der richtige Ort, um damit zu beginnen, und nicht die NATO.

Wie könnte Ihrer Meinung nach ein realistischer Weg zur Beendigung des Krieges aussehen?

Russland und die Ukraine hatten sich im März 2022 auf den Entwurf eines Abkommens geeinigt, bevor die USA eingriffen und die Zustimmung der Ukraine zur Neutralität blockierten, wie der israelische Premierminister Naftali Bennett berichtete. Bennett sagte, dass die USA nicht als schwach dastehen wollten, auch nicht gegenüber China, und deshalb den Krieg fortsetzten.

Die Vereinbarung vom März 2022 sollte überdacht werden.

Einige oder alle der folgenden Punkte wären für ein neues Abkommen von Bedeutung. (1) Keine NATO-Erweiterung. (2) Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine. (3) Die Ukraine ist ein neutrales Land. (4) Unverzügliche Waffenstillstandslinien, gefolgt von ausgehandelten politischen Ergebnissen für Donbas und Krim, die auch künftige Volksabstimmungen in diesen Regionen einschließen könnten. (5) Resolution des UN-Sicherheitsrats mit US-Friedenstruppen. (6) Auslaufen der Sanktionen. (7) Die Ukraine wird auf den Weg zur EU-Mitgliedschaft gebracht. (8) Die EU sollte Verhandlungen mit Russland über künftige Handelsbeziehungen aufnehmen. (9) Verstärkung der OSZE-Mechanismen für Europa.

„Die USA und die Sowjetunion konnten Frieden schließen, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges“

Vor Ihrem Wien-Besuch waren Sie in Rom. Worum ging es bei dem dortigen Treffen?

Wir hatten eine Veranstaltung im Auditorium Ara Pacis (Altar des Friedens, Rom) zur Feier des 60. Jahrestages der Friedensrede von Präsident John F. Kennedy(JFK). Diese Rede vom 10. Juni 1963 zeigte, dass es für die USA und die Sowjetunion möglich war, Frieden zu schließen – und insbesondere den Teilvertrag über das Verbot von Nuklearversuchen zu unterzeichnen –, selbst auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges.

Auf der Veranstaltung reflektierten Kerry Kennedy, die Nichte von Präsident Kennedy, Nina Chruschtschewa, die Enkelin des sowjetischen Führers Nikita Chruschtschow, und Gillian Sorensen, hohe UN-Beamtin und Witwe von Theodore Sorensen, des Redenschreibers von JFK, über JFKs Rede und den Weg zum Frieden in unserer Zeit. Auch andere italienische Führungspersönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kunst, Theologie und katholischen friedensfördernden Einrichtungen kamen zu Wort.

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